document Neupfarrplatz

Der Neupfarrplatz spiegelt wie kaum ein anderes Areal in der Stadt Regensburg deren 2000-jährige Geschichte wider. 

Bereits in der Antike und Spätantike für Offizierswohnungen genutzt, befand sich hier seit dem Frühmittelalter das jüdische Viertel. Nach dessen Zerstörung 1519 wurde an der Stelle der Synagoge eine Wallfahrtskapelle errichtet, die durch einen monumentalen Steinbau ersetzt werden sollte. Lediglich die Apsis und die beiden Türme dieses geplanten Baues wurden realisiert. Ab 1542 wurde diese unfertige Kirche zur ersten Pfarrkirche der evangelisch gewordenen Reichsstadt.

Annähernd drei Jahrhunderte schlummerte dieser Platz ohne urbane Funktion vor sich hin. Erst als Mitte des 19. Jahrhunderts der Verbraucherhandel von den Märkten in feste Geschäfte verlegt wurde, entwickelte sich am Neupfarrplatz das moderne Geschäftszentrum Regensburgs. So verwundert es nicht, dass spektakuläre Ereignisse eben auf diesem Platz stattfanden: Bereits 1796 eine Soldatenrevolte, die sich zu einer allgemeinen Bürgerrevolte zu entwickeln drohte. 1919 die Ausrufung der Räterepublik, 1933 die Bücherverbrennung und 1942/43 die Bildung einer Widerstandsgruppe, die sich aus allen politischen Lagern zusammensetzte und vom Nazi-Regime brutal zerschlagen wurde.

Römisches Legionslager

In sechs Metern Tiefe liegen unter dem Neupfarrplatz die Reste des römischen Legionslagers Castra Regina, das 179 n. Chr. von Kaiser Marc Aurel errichtet wurde. Das mehrfach zerstörte Lager blieb bis heute kontinuierlich besiedelt.
Bei der Errichtung des document Neupfarrplatz wurde ein kleiner Ausschnitt der römischen Innenbebauung freigelegt: die Mauerzüge und die Reste des Ziegelplattenbodens stammen von einem mehrfach umgebauten Gebäude, das als Wohnhaus eines ranghohen Offiziers diente, und direkt an der Lagerhauptstraße, der via principalis, stand.

Mittelalterliches Judenviertel

Das Regensburger Judenviertel wird erstmals um 1000 n.Chr. urkundlich erwähnt. Dies ist die älteste Nennung einer jüdischen Ansiedlung in Deutschland. Mehr als 500 Jahre lebten die Juden kontinuierlich in ihrem Stadtviertel und prägten die Geschichte der Stadt mit.

Das Judenviertel bestand aus rund 39 Häusern, darunter einige öffentliche Gebäude, wie etwa die Synagoge. Die Judengemeinde hatte eine eigene Verwaltung, ein Siegel und eigene Richter.

Im 15. Jahrhundert nahmen die gegen die Juden gerichteten Feindseligkeiten dramatisch zu. Wenige Wochen nach dem Tod Kaiser Maximilians I., dem Schutzherrn der Juden, beschloss der Stadtrat ihre Vertreibung.   

Goldschatz

Aus der Blütezeit des mittelalterlichen Judenviertels stammt der spektakulärste Fund der Ausgrabungen von 1995-1998: der aus 624 Goldmünzen bestehende Schatz des ausgehenden 14. Jahrhunderts, der unweit vom document Neupfarrplatz gefunden wurde.

Ausgrabung

In den Jahren 1995-1998 fand auf dem Neupfarrplatz die mit ca. 3000 m² Untersuchungsfläche bisher ausgedehnteste Stadtkerngrabung in Regensburg statt. Dabei wurden große Teile der mittelalterlichen Kelleranlagen des Judenviertels freigelegt.

Als aufsehenerregendste Entdeckungen dürften die gotische Synagoge und ihr romanischer Vorgängerbau gelten. An einigen Stellen konnten auch die römischen Schichten untersucht werden. Es wurden mit modernsten technischen Hilfsmitteln zahlreiche neue Erkenntnisse zur Bautätigkeit und große Fundmengen zum Alltagsleben im mittelalterlichen Judenviertel gewonnen. Daneben kamen spektakuläre Einzelfunde, wie ein Goldschatz oder ein goldener Fingerring eines hohen jüdischen Würdenträgers, zu Tage.

Multimediale Präsentation

Um den nachhaltigen Eindruck der Baureste aus zwei Jahrtausenden nicht durch störende didaktische Einbauten zu zerstören, wurde eine multimediale Präsentation geschaffen, mit der die Geschichte des Neupfarrplatzes als Paradigma der zweitausendjährigen Regensburgischen Geschichte dargestellt werden soll.

Im Mittelpunkt dieser Präsentation steht eine mit hohem wissenschaftlichen und technischen Aufwand realisierte Rekonstruktion einiger Teile des Judenviertels. Dieses ehrgeizige Projekt konnte nur in internationaler Zusammenarbeit und mit kräftiger Unterstützung durch die Europäische Union und die HypoVereinsbank realisiert werden.

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